Dienstag , 15 Oktober 2024

Vom Baseball über die Leichtathletik zum Bobsport: Yuri Hanssen sucht die Herausforderung als Pilot – „Ich muss aber noch viel an mir arbeiten“

Yuri Hanssen im Interview – © Inga Bremenkamp

Winterberg. (ske) Er ist 22 Jahre jung, kam aus Kuba über Berlin, Paderborn nach Winterberg zum Bobsport.

Zuvor spielte Yuri Hanssen Baseball und war ein guter Leichtathlet. Momentan befindet er sich in der Pilotenausbildung. „Am Start bin ich schon gut dabei, was das Fahren angeht, so muss ich noch viel am mir arbeiten“, sagt der Athlet des BSC Winterberg im Gespräch mit dem Sportzentrum Winterberg (SZW).

Eines Tages will er mit den Großen der Bobszene mithalten, vielleicht „sie auch ärgern“.

SZW: Dein Weg führte aus Kuba über Berlin nach Paderborn und Winterberg, vom Baseball über die Leichtathletik zum Bobsport. Du bist einer der hoffnungsvollen Bob-Piloten, ehrgeizig und voller Ambitionen. Yuri Hanssen: Du bist mit zwölf Jahren aus Kuba zu Deinem Vater nach Berlin gezogen. Wie verlief Deine weitere Geschichte?
Hanssen: Ich bin in Kuba aufgewachsen. Mit zwölf Jahren habe ich entschieden, nach Berlin zu meinem Vater zu ziehen. Ich wollte ein neues Leben haben, das heißt ein besseres Leben. Ich wollte meine Schule oder mein Abi in Deutschland machen. Ich habe in Kuba bereits Baseball gespielt und in Berlin weitergemacht. Bei einer Talentsichtung in Berlin war ein Scout der Untouchables Paderborn vor Ort. Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, nach Paderborn zu kommen und dort Baseball zu spielen. Da habe ich gesagt: Das können wir machen. Mein Vater bekam aber einen großen Schock, weil ich noch kein Deutsch konnte. Dann meinte er aber: Warum nicht? Und dann wurde ich erstmals 2017 mit den Untouchables Paderborn Deutscher Baseballmeister.

SZW: Du warst da noch jung …
Hanssen: Ich war 16. Nebenbei hatte ich noch Athletiktraining bei Thomas Prange. Als kleiner Junge war ich schon ziemlich groß und stark. Thomas fragte mich: Hast Du nicht Lust nach Winterberg zu kommen und Bob zu probieren. Ich sagte: „Ja, safe, das können wir machen.“ Dann bin ich in Winterberg auf Andreas Neagu (Red.: Stützpunkttrainer) getroffen, dann hatte ich auch meine erste Fahrt im Taxibob.

SZW: Darauf werden wir noch eingehen. Zunächst einen Schritt zurück. Du warst ein richtig guter Leichtathlet. Du bist mit 18 Jahren
u. a. Westdeutscher Meister über 200 Meter geworden – das kann sich doch sehen lassen.
Hanssen: Ja, ganz genau. Aber für die Leichtathletik war ich ein bisschen zu schwer. Damals hatte ich als großer Junge schon 90 Kilo. Da meinte Thomas Prange: Lass uns was anderes versuchen. Dann kam ich nach Winterberg zu Andreas Neagu.

SZW: Erinnerst Du Dich an Deine erste Fahrt allein im Bob?
Hanssen: Ich bin im Monobob ab Kurve 7 gefahren. Ich war erst einmal geschockt, weil es ziemlich schnell runter ging. Irgendwie hat mich das aber trotzdem positiv überrascht. Ich habe gedacht: Das probiere ich noch mal aus.

SZW: Was ist das Besondere an der Pilotenfunktion? Du hättest auch Anschieber werden können …
Hanssen: Das stimmt, ich habe die Schnelligkeit, ich hätte Anschieber werden können. Aber von Anfang an habe ich versucht, Pilot zu werden, weil ich die Herausforderung mag. Ich habe Andreas Neagu gesagt, dass ich das machen möchte. Er meinte, warum nicht, das können wir ausprobieren. Bis jetzt klappt alles ganz gut. Deswegen bin ich noch dabei.

SZW: Du bist 22 Jahre jung, ein Junior im Bob. Wie würdest Du Deinen momentanen Stellenwert definieren? Wieweit bist Du im Verhältnis zu unseren großen Piloten?
Hanssen: Ich bin sehr realistisch. Ich bin noch jung und muss viel an mir arbeiten. Der Weg ist noch lang. Im Juniorenbereich bin ich gut unterwegs. Im Vierer fehlen mir beispielsweise noch viele Fahrten. Deshalb fahren wir erst mal im Zweier.

SZW: Im Vorgespräch hast Du gesagt, Dein Ziel sei es, an die Weltklasse-Piloten heranzukommen, sie vielleicht später auch zu ärgern, wenn man das so sagen kann.
Hanssen: Genau das meine ich. Beim Start halte ich schon einigermaßen mit. Was das Fahren angeht, brauche ich noch Fahrten und Erfahrung. Vielleicht kann ich bei der Heim-WM hier in Winterberg Spurschlitten fahren. Dann könnte ich versuchen, irgendwie mit den Großen mitzuhalten. Und dann schauen wir halt.

SZW: Wie seht Dein Ziel für diese Saison aus? Der Europacup könnte ein Ziel sein.
Hanssen: Das kann ich noch nicht genau sagen. Ich muss Leistung bringen. Die Entscheidung liegt bei den Trainern.

SZW: Du bist Pilot des BSC Winterberg, angehender Lehramtsstudent. Was bedeutet die WM 2024 auf heimischem Boden in Winterberg?
Hanssen: Die Weltmeisterschaften bedeuten für alle Sportler ganz viel. Wir haben das Glück, dass die WM hier stattfindet. Ich finde das ziemlich geil, auf gut Deutsch gesagt.

SZW: Fassen wir mal zusammen: Yuri Hanssen, ein hoffnungsvolles Talent, das noch viel lernen muss und eines Tages die Großen herausfordern will. Viel Glück auf diesem Weg und danke für das Gespräch.
Hanssen: Danke, so kann man das zusammenfassen. Am Start bin ich dabei, was das Fahren angeht, daran arbeiten wir in den nächsten Jahren.




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