Wuppertal. (PM BHC) 31:31 steht es, als die Uhr 60 Minuten anzeigt. Immerhin ein Punkt ist es mindestens, den der Bergische HC gegen die... BHC: Andersen ins Glück

Mads Kjeldgaard Andersen – © Sportfoto-Sale (MK)

Wuppertal. (PM BHC) 31:31 steht es, als die Uhr 60 Minuten anzeigt.

Immerhin ein Punkt ist es mindestens, den der Bergische HC gegen die MT Melsungen holt. Doch es gibt noch einen letzten Freiwurf, der direkt ausgeführt werden muss. Die Erfolgswahrscheinlichkeit? Gering. Doch da hat der Tabellenführer die Rechnung ohne Mads Andersen gemacht. Der Däne schreitet zur Tat, sieht eine Abwehrmauer voller Melsunger Hünen vor sich und zieht ab. Als die Kugel zum 32:31 (15:18) im Winkel einschlägt, gibt es beim BHC kein Halten mehr. Der Letzte hat den Ersten geschlagen, die Mannschaft kann ihr Glück kaum fassen, 2287 Zuschauer in der Wuppertaler Unihalle flippen aus.

Die Vorgeschichte dieses unfassbaren Finales verlief nur geringfügig weniger dramatisch. Bereits in der ersten Halbzeit hielten die Bergischen gut mit, trafen durch Eloy Morante Maldonado und den überragenden Frederik Ladefoged sicher. Und gerade in der Anfangsphase funktionierte auch das Tempospiel. Trotzdem ging die MT mit einer Führung in die Pause. Die Nordhessen griffen effektiv an und hatten in der letzten Viertelstunde vor der Halbzeit in Nebojsa Simic auch den besseren Torhüter zwischen den Pfosten.

Das Blatt aber wendete sich. Mit 16:20 gerieten die Löwen noch in Rückstand, dann aber passte beim BHC auf einmal alles. Christopher Rudeck hielt, Frederik Ladefoged nutzte jede Chance. Spätestens beim 18:20 wurde jeder Mini-Erfolg der Löwen gefeiert. Die Spieler auf dem Feld und auf der Bank, das Team ums Team sowie der Großteil der 2287 Fans kreischten, klatschten, ballten die Fäuste – die Emotionen waren schon zu diesem Zeitpunkt auf dem Siedepunkt.

Timo Kastening leistete sich beim Stand von 18:20 seinen einzigen Fehlwurf der Partie, Mads Andersen vollendete einen Kempa-Trick zum Anschluss. Es brodelte. Nachdem Rudeck erneut pariert hatte und sich seine Fangquote allmählich weit oberhalb der 30 Prozent bewegte, glich der Däne aus. Und nach einem weiteren gehaltenen Ball stellte der auf beiden Seiten des Feldes grandiose Frederik Ladefoged auf 21:20. Der 5:0-Lauf war damit perfekt, MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo nahm eine Auszeit.

Melsungen stoppte zwar die bergische Torflut, aber nicht den Willen des Gegners. Es war nun ein Drama. Tim Nothdurft brachte den BHC mit zwei Toren in Front, Melsungen blieb im Stile eines Spitzenreiters kühl und schlug zurück. Immer wieder durch Kastening, aber auch Dainis Kristopans absolvierte ein unheimlich starkes Spiel. Als Ladefoged seinen gefühlt einzigen Fehler der Partie beging und Erik Balenciaga den Ball beim Anwurf in die Hände spielte, war Rudeck zur Stelle. Ein Hollywood-Film hätte dieses Spiel nicht aufregender darstellen können.

Und so blieb es bis zum Schluss. Lukas Stutzke und Tomas Babak markierten ganz wichtige Treffer für die Gastgeber, Babak erzielte das 30:30 in der 54. Minute. Beide Mannschaften verteidigten nun mit aller Energie. Drei Minuten vor Schluss war es Noah Beyer, der mit seinem Siebenmeter die Weichen stellte, Mads Andersen verpasste kurz darauf die Zwei-Tore-Führung mit einem Lattenkracher. So waren es die Melsunger, die zehn Sekunden vor dem Ende durch Kastening egalisierten.

BHC-Coach Jamal Naji nahm seine letzte Auszeit. Der Angriff aber verpuffte, Tomas Babak blieb hängen und konnte nur noch einen letzten Freiwurf herausholen. Als sich der Großteil der Menschen in der Unihalle bereits leicht zähneknirschend mit einem 31:31 und einem Punkt zufrieden gaben, nahm sich Mads Andersen den Ball, um den finalen Wurf durchzuführen. Was dann passierte, wird für immer Teil der BHC-Geschichte sein.

Löwengebrüll – Stimmen zum Spiel

Roberto Garcia Parrondo: „Wir sind enttäuscht, dass wir keine Punkte haben. Der BHC hat ein sehr hartes Spiel gemacht, es war sehr kompliziert für uns. Wir hatten kein Glück in diesem Spiel. Bei der letzten Aktion, aber es gibt viele Situationen, in denen wir einfach kein Glück hatten.“

Jamal Naji: „Wir sind unglaublich glücklich, unglaublich froh. Ich glaube, es war ein verdienter Sieg, aber wir hatten heute auch etwas Spielglück. Natürlich in der letzten Aktion. Trotzdem war es verdient, weil wir viele Dinge richtig machen. In den Phasen, wo Melsungen in der ersten Halbzeit wegzieht, gehen wir nicht vom Matchplan weg. In den ersten 15 Minuten hatten wir das noch, dann waren wir aber sehr diszipliniert. Wir haben Eins-gegen-Eins-Duelle gewonnen, auf gegnerische Anpassungen gut reagiert. Auch beim Systemwechsel auf die 5:1-Abwehr. Mit Kristopans hatten wir in der zweiten Halbzeit Probleme, aber wir haben es im Angriff gut gemacht. Summa summarum sind wir einfach sehr glücklich gerade.“

Jörg Föste: „Ich werde ja manchmal gefragt, warum ich das alles mache. Heute gab es die Antwort darauf. Genau für solche Augenblicke, für solche Emotionen, solche Erlebnisse – dafür macht man, was man tut. Es war Freude pur. Und natürlich auch viel Erleichterung dabei, aber vor allem Freude, dass man sich endlich belohnt hat nach einigen Erlebnissen, die die Frustrationsschwelle überschritten haben. Wir haben gegen den verlustpunktfreien Tabellenführer gespielt, der mit voller Kapelle angereist war. Wir sind immer noch gebeutelt, haben vier Verletzte. Aber wir haben diesen Gegner 60 Minuten gefordert und absolut verdient gewonnen.“

Bergischer HC – MT Melsungen 32:31 (15:18)
Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (1/1), Nothdurft (5), Weck, Andersen (4), Stutzke (3), Babak (3), Ladefoged (9), Seesing (1), Santos, M´Bengue (1), Morante (4), Altena, Persson (1). Trainer: Jamal Naji

MT Melsungen: Morawski, Simic – Kühn (3), Balenciaga (3), Mandic, Sipos (2), Kristopans (4), Ignatow, Moraes Ferreira (4), Drosten, Jonsson (3), Arnarsson, Martinovic (3), Kastening (9/2), Pavlovic. Trainer: Roberto Garcia Parrondo

Schiedsrichter: Marijo Zupanovic und Martin Thone
Siebenmeter: 1/2 – 2/3
Zeitstrafen: 2 – 3 (Morante, Nothdurft – Kühn, Kristopans, Jonsson)

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Der VFL Gummersbach beendet die Saison 22/23 als Aufsteiger auf Platz zehn. Kann der VFL dieses Ergebnis in der kommenden Saison noch verbessern?



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