Bochum. (MK) „Endlich wieder Bundesliga“, mit diesen Worten begrüßte Stadionsprecher Michael Wurst die 12.548 Zuschauer im Ruhrstadion zum ersten Bundesliga-Heimspiel des VFL Bochum nach... “So geh´n die Bochumer” – Leidenschaftlicher VFL ringt Mainz verdient mit 2:0 nieder

Euphorische Fans des VFL Bochum – © Sportfoto-Sale (MK)

Bochum. (MK) „Endlich wieder Bundesliga“, mit diesen Worten begrüßte Stadionsprecher Michael Wurst die 12.548 Zuschauer im Ruhrstadion zum ersten Bundesliga-Heimspiel des VFL Bochum nach 4123 Tagen.

„Elf Jahre ist es her und ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie geil das ist hier unten zu stehen“, führte Wurst emotional angefasst fort. „Geburtstags- und Stadionkind“ Maria stimmte kurz vor Anpfiff vor der Ostkurve kurz die Hymne an und tippte auf einen 2:1 Sieg des VFL. Was sollte da eigentlich noch schieflaufen für den Bundesliga-Rückkehrer aus dem Ruhrpott?

Der Aufsteiger startete sichtlich hochmotiviert ins Spiel, war aggressiv in den Zweikämpfen und bemühte sich Tempo ins Spiel einzubringen. Die Gäste aus Mainz versuchten dagegen Nadelstiche auf das von Riemann gehütete VFL-Tor zu setzen. So entwickelte sich schnell ein abwechslungsreiches und kampfbetontes Spiel für die 13.500 Zuschauer. Den ersten persönlichen Szenenapplaus heimste VFL-Chefcoach Thomas Reis in der 10. Minute ein, als er nach einem Befreiungsschlag seiner Mannschaft den Ball an der Seitenlinie gekonnt annahm. Kurz zuvor hatte der in die Startelf gerückte Bella Kotchap mit einer ersten Rettungstat im Strafraum Schlimmeres verhindert. Bella Kotchap fand in der 14. Minute mit einem Kopfball keinen Vollstrecker am langen Pfosten. Eine Lücke im Bochumer Abwehrverbund fand Nebel per Flanke auf Neuzugang Lee, der freistehend am rechten Pfosten aber verpasste. Glück für den VFL in dieser Szene. „Herzlich willkommen beim Tor des Jahres“, jubelte Stadionsprecher Wurst in der 19. Minute, als Holtmann nach einem sagenhaften Sololauf durch die Mainzer Abwehr auch noch zum 1:0 einnetzte. Das Ruhrstadion war danach stimmungstechnisch für kurze Zeit außer Rand und Band. Keine zwei Minuten später war es erneut der wieselflinke Holtmann, der über links voller Selbstvertrauen nur das Außennetz traf.

Ärgerlich für die Gastgeber, dass der zweite Bochumer Treffer (30.) keine Anerkennung fand. Zoller, der kurz zuvor noch artistisch an =%-Keeper Zentner gescheitert war, wollte nach einer Pantovic-Ecke „kurzen Prozess“ machen und traf auch. Aber der VAR hatte ein Handspiel erkannt und konnte somit die Ampel nicht auf grün stellen. Vor der Pause hatten die Gäste noch eine gute Gelegenheit, als Tauer über links kommend durchsteckte, aber sein Ball Richtung lange Ecke nicht vollstreckt werden konnte. Sehenswert, wenn auch nicht supergefährlich, war auch Lampropoulos Fallrückzieher für den VFL in der Nachspielzeit, der allerdings für Zentner kein Problem darstellte.
Die knappe Führung ging insgesamt zur Halbzeit in Ordnung.

Jubel vor der Westkurve nach dem nicht anerkannten Treffer von Zoller – © Sportfoto-Sale (MK)

Wechsel bei Mainz zur zweiten Halbzeit: St. Juste für Hack, Boetius für Nebel und Kohr für Tauer. Der ganz große Energieschub blieb bei den 05érn durch die Wechsel zunächst aus.
Bochums Neuzugang Rexhebecaj erhielt in der 56. Minute eine gelbe Karte nach Foul an Boetius. Als Mainz gerade im begriff war den Druck zu erhöhen fand Zoller in der 56. Minute mit seiner Flanke das „Goldköpfchen“ von Neuzugang Polter, der fast mühelos zum 2:0 einnickte. Bochum nun mit Oberwasser. Holtmanns Flanke verpasste aber erneut Polter in der 59. Minute. Nach einer Stunde brachte VFL Trainer Reis Bockhorn für den angeschlagenen Gamboa. Es folgten weitere Wechsel. Be Mainz kamen Szalai für Lee und der Ex-Bochumer Stöger für Bell. Und auch der VFL nahm einen Doppelwechsel vor. Masovic ersetzte Pantovic und Stafylidis kam für Rexhbecaj. Das Spiel blieb geprägt durch viele Zweikämpfe. Durch die vielen Wechsel gingen Dynamik und Tempo aber etwas verloren. Eine Glanztat von Bochums Keeper Riemann gegen Stöger aus kurzer Distanz (80.) zeigte, dass Bochum die wieder verstärkt aufkommenden Mainzer Angriffsbemühungen in Schach halten kann. Die gelbe Karte gegen Riemann (87.) war vom Rückhalt so unnötig, wie kleinlich vom Referee. Mainz gab sich bis zum Schlusspfiff nach 94 Minuten noch einmal alles, bleib aber am Ende ohne Tor.

12548 Zuschauer (13.500 waren zugelassen) feierten den ersten Sieg in der noch jungen Saison frenetisch und ausgiebig. “So geh´n die Bochumer” feierte die Ostkurve die Helden vonne Castroper.

Bochum war unter dem Strich das Team mit der größeren Gier und Leidenschaft. Der Sieg war somit absolut verdient gegen Mainzer, die sicherlich noch unter den coronabedingten Ausfällen litten. Danach wird in und um Bochum aber schon morgen niemand fragen.

Durch den Dreier hat der VFL viel Selbstvertrauen tanken können. Am kommenden Wochenende geht es für die Bochumer mit dem Auswärtsspiel beim 1. FC Köln (Samstag 15:30 Uhr) weiter.

Tore: 1:0 Holtmann (21.), 2:0 Polter (56.)

Stimmen zum Spiel: Schmidt vermisst die letzte Gier auf dem Platz – Riemann: “Habe nicht das Gefühl, dass wir schlechter geworden sind”

Martin Schmidt (Sportdirektor Mainz 05): „Sie haben uns mit unseren Tugenden geschlagen. Bochum hat das ausgepackt, was uns immer stark macht. Aggressiv in den Zweikämpfen, Räume nutzen mit wenigen Chancen, gierig sein aufs Tore erzielen. Das hat bei uns heute gefehlt. Die wenigen Chancen, die wir hatten, haben wir zu wenig sauber ausgespielt. Ich hatte das Gefühl, dass die letzte Gier vom letzten Wochenende heute so nicht auf dem Platz war.“ Und weiter: „Bochum hat uns heute niedergerungen mit Tugenden, die wir heute gerne auf dem Platz gehabt hätten, aber es nicht geschafft haben. So müssen wir gegen einen Aufsteiger die Punkte hier liegenlassen. Zwei Spiele, drei Punkte, ein solider Start und jetzt sind wir gewarnt vor dem nächsten Aufsteiger, der in einer Woche zu uns kommt.“

Robin Zentner (Torwart Mainz 05): Ein intensives Spiel, aber intensiver von Bochum. Das war letztendlich der Schlüssel, der uns heute die Punkte gekostet hat. Ich hatte das Gefühl, dass wir von dieser Körperlichkeit überrascht sind. Wir sind von der ersten Minute an mit dieser Körperlichkeit nicht so richtig klargekommen. Wir konnten und vorne nicht richtig durchsetzen und beim Tor vom Gerrit haben wir uns viel zu viel Zeit gelassen. Wir sind gar nicht richtig hingegangen und so kannst Du kein Spiel gewinnen und so kannst du auch keine Tore verhindern.“

Silvan Widmer (Abwehrspieler Mainz 05): „Wir sind hierhergekommen und wollten drei Punkte holen. Der Gegner ist besser ins Spiel gestartet. Sie haben die Zweikämpfe gewonnen. Mit den Fans im Rücken war es ei kleiner Hexenkessel. Sie haben uns das Leben schwer gemacht und von uns kam zu wenig Gegenwehr.

Sebastian Polter – © Sportfoto-Sale (MK)

Sebastian Polter (VFL Bochum, Torschütze zum 2:0 zu den Emotionen nach dem Schlusspfiff): „Es ist doch geil. Das ist absolut genau das, wofür jeder Fußballer lebt. Jedes kleine Kind, das draußen Fußball schaut möchte irgendwann mal Fußballprofi werden und eines Tages genau dieses Feeling erreichen. Wir sind froh wieder die Fans im Stadion zu haben. Egal in welchem Stadion der Welt gehören Fußballfans ins Stadion, um einfach genau diese Stimmung mitzuerleben.“

Manuel Riemann (Torwart VFL Bochum): „Ich habe ja schon vor der Saison gesagt. Wir sind nicht irgendwie aufgestiegen, wie haben 67 Punkte geholt. Ich habe heute während des Spiels mal kurz darüber nachgedacht. Es hat sich genauso angefühlt, wie letztes Jahr. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir schlechter geworden sind. Das waren wir nicht in Wolfsburg, wo wir über neunzig Minuten mit einem Mann weniger waren und heute erst recht nicht. Und wenn wir so weiterspielen, an uns glauben und vor allem diese Intensität behalten, wie wir sie heute über neunzig Minuten an den Tag gelegt haben, dann muss erstmal ne Mannschaft kommen, die uns schlägt. Wenn sie uns schlagen, dann strecke ich die Hand aus und sage: Respekt.“

Bo Svensson (Trainer Main 05): „Es war ein verdienter Sieg für Bochum. Wir waren in der ersten Halbzeit zu passiv, das Tor steht sinnbildlich dafür. Das war ganz schlecht verteidigt. Bochum war griffiger, aggressiver und hat besseren Fußball gespielt, damit haben wir uns schwergetan. Ich glaube dennoch, dass wir aus diesem Spiel viel mitnehmen können. Vielleicht sogar mehr als aus dem Sieg gegen Leipzig.“

Thomas Reis (Trainer VFL Bochum): „Die Jungs haben es heute bravourös gemacht, wir waren von der ersten Minute an da. Mit den Fans im Rücken war es ein besonderes Spiel, ein besonderer Tag für alle. Wir haben unseren Plan von Anfang an sehr gut umgesetzt, waren aggressiv und haben versucht, den Gegner vor Aufgaben zu stellen. Das ist, bis auf eine Unaufmerksamkeit, sehr gut gelungen. In der zweiten Hälfte hat Mainz dann viel Größe reingebracht und versucht, mit Standards und langen Bällen zum Erfolg zu kommen. Auch das haben wir sehr gut gelöst und selbst zwei sehr schöne Tore geschossen. Es war einfach ein rundum gelungener Tag nach über 4000 Tagen ohne Bundesliga-Heimspiel.“

sportstimme

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