Winterberg. (ske) Es ist ein bemerkenswertes Jubiläum: Seit 20 Jahren ist Willi Willmann als Bahnsprecher unterwegs. „Wenn man das 20 Jahre macht, dann muss... Willi Willmann 20 Jahre als Bahnsprecher im Einsatz – „Ich kann das noch zehn Jahre auf hohem Niveau machen“

Willi Willmann beim Gesamtweltcup in Winterberg, © Dietmar Reker

Winterberg. (ske) Es ist ein bemerkenswertes Jubiläum: Seit 20 Jahren ist Willi Willmann als Bahnsprecher unterwegs.

„Wenn man das 20 Jahre macht, dann muss man es auch mögen“, betonte er im Interview mit dem Sportzentrum Winterberg (SZW). „Ich habe mir in dieser Zeit mein Wissen angeeignet.“ Das gegenseitige Verhältnis zu den Sportlerinnen und Sportlern bezeichnet er als „von Respekt geprägt“. In der VELTINS-EisArena ist er seit der Saison 2017/2018 im Einsatz und fühlt sich hier mehr als wohl: „Ich komme unfassbar gern nach Winterberg.“

SZW: Eigentlich heißt Du Gerhard Willmann. Wie kam es zu dem Vornamen Willi?
Willmann: Das hat sich so ergeben. Gerd sagt eigentlich nur meine Mutter zu mir oder Freunde, die mich schon seit Ewigkeiten kennen, als ich noch der Gerhard war. Genau genommen der Gerhard Alfred, aber das darfst Du keinem erzählen.

SZW: Du bist Sportredakteur, Moderator, Reporter, Autor und Schriftsteller: Deine Welt sind die Bühnen und die Veranstaltungen, sie sind Deine Berufung. Wie weit reicht Dein Repertoire?
Willmann: Im Prinzip moderiere ich alles weg, was sich anbietet von Gesundheitsveranstaltungen über Sportevents bis zu Management-Tagungen. Das ist mir relativ egal. Aber an den Bahnen muss man wirklich Ahnung haben, wenn man als Sprecher arbeiten will. Wenn ich auf der Bühne stehe, brauche ich nicht unbedingt Experte sein, ich bereite mich entsprechend vor und dann geht das. Mein Ziel ist es, aus der reinen Sportecke rauszukommen, da bin ich auf einem guten Weg. Das heißt aber auf keinen Fall, dass ich mich in der Sportecke nicht wohl fühle. Aber mein Repertoire ein bisschen breiter zu machen, würde es für mich insgesamt breiter machen.

SZW: Deine Moderation könnte man so umschreiben: alles mit Herzblut, aber nicht ohne Verstand, mit Herz und Hirn.
Willmann: Man muss die Tätigkeit mögen, wenn man das an den Bahnen in dieser Intensität macht, mit der ich das mache. Man hält es nicht durch, wenn man es nicht mag. Ich mache das jetzt seit 20 Jahren, bin der 20. Saison. Wenn man es dann nicht mag, macht man etwas falsch.

SZW: Sprachlich kommst Du eher aus der Hüfte, so weit wie möglich locker, aber alles auf der Basis des Wissens.
Willmann: Es gibt im Fernsehen Kollegen, die schreiben sich vorher viele coole Sprüche auf, die sie dann in ihren Reportagen unterbringen wollen. Das bin ich nicht und das werde ich nicht sein. Wenn mir etwas einfällt, ist es gut. Wenn mir nichts einfällt, ist es gut. Wenn mal etwas danebenliegt, muss man damit rechnen, dass hinterher auch ein bisschen geschimpft wird.

SZW: Wie hast Du Dir Dein Wissen erarbeitet?
Willmann: Im Lauf der Jahre habe ich mir das erarbeitet. Wir sind im Kufensport ja nicht beim Fußball, sondern haben es mit ehrlichen Sportlerinnen und Sportlern zu tun. Das heißt, wenn ich was nicht weiß, dann rufe ich den Bundestrainer an. Als ich das erste Mal in Winterberg war, habe ich mit Natalie Geisenberger gesprochen, wie sich die Bahn beim Rodeln anfühlt, mit Johannes Lochner, wie es für die Bob-Piloten ist. Jacka Lölling hat mir erklärt, wie das Ganze im Skeleton läuft. Dann ist Rennrodel-Bundestrainer Norbert Loch noch zwei Stunden mit mir an der Bahn entlanggelaufen und hat mir die Details erklärt – das alles relativ problemlos.

SZW: Wie bist Du zum Kufensport gekommen? Zunächst Königssee, dann Oberhof, ab 2017 Winterberg …
Willmann: Ich habe 2003 die Junioren-WM am Königssee moderiert. 2004 stieg am Königssee die Bob & Skeleton WM. Die Entstehung war mehr oder wenig zufällig. Ich bin offenbar im richtigen Augenblick ans Telefon gegangen. Ich habe mich 2004 bei dieser WM angeboten, ja angebiedert. Beim BSD waren sie gar nicht so scharf darauf … Am Ende haben sie dann vom Kitzbühel des Bobsports gesprochen, waren dann ganz glücklich – und ich war drin.

SZW: Und wie war das mit Winterberg? Du hast mal von einem „Schwätzchen“ gesprochen …
Willmann: Das war 2017 bei der Bob & Skeleton WM 2017. Eine Winterberger Delegation war vor Ort. Ich bin von der Seite schamlos angesprochen worden. Man kann darüber reden, habe ich gesagt und hinzugefügt, dass das mein Beruf ist und ich kein freiwilliger Helfer bin. Und jetzt bin ich sehr, sehr froh, hier sein zu dürfen.

SZW: Wie ist das Verhältnis zu den Sportlerinnen und Sportlern?
Willmann: In der Regel sehr gut. Ich erwarte aber nicht, dass mir jeder um den Hals fällt nur, weil der Willmann hier spricht. Viele tun es aber. Das Verhältnis ist schon von Respekt geprägt, zum Teil von Freundschaft. Wir haben Spaß miteinander, weil wir gegenseitig das schätzen, was der andere tut. Meine Tage sind lang und anstrengend – auf eine andere Art als bei den Sportlern. Ich muss nicht mit 130 um die Kurven fahren. Aber ich spreche bestimmt netto zwei/drei Stunden an einem Wettkampftag.

SZW: 2026 finden die nächsten Olympischen Spiele statt. Wäre ein Engagement als einer der Sprecher nicht ein Höhepunkt Deiner Karriere?
Willmann: Das ist tatsächlich ein Ziel. Ich gehe davon aus, dass das nicht klappt. Ich war bei drei Olympischen Spielen als Journalist und würde Olympia gerne auch mal als Sprecher erleben. Ob es funktioniert, das lassen wir einmal dahingestellt sein. Aber solange mir keiner sagt, dass ich es nicht werde, glaube ich daran.

SZW: 2024 steigt in Winterberg die Bob & Skeleton WM.
Willmann: Darauf freue ich mich riesig. Man wird Spaß und Freude haben. Nun könnte man ja sagen, der WiIlmann war 2004 am Königssee WM-Bahnsprecher, 2024 die nächste WM in der VELTINS-EisArena, der Kreis schließt sich. Aber der Kreis schließt sich noch nicht. Ich kann das noch zehn Jahre auf hohem Niveau machen. Länger will ich dann nicht. 2024 wird auf jeden Fall ein Highlight. Ich habe mich im Laufe der Jahre sehr an Winterberg gewöhnt. Ich komme unfassbar gerne hierher. Ich habe hier Freunde gefunden. Es ist inzwischen ein bisschen wie Heimkommen.

SZW: Die Startfreigabe „die Bahn ist frei“ erfolgt bei Dir neben Deutsch und Englisch in der jeweiligen Landessprache der Athletinnen und Athleten.
Willmann: Am Allerschönsten finde ich schwedisch, da sehe ich Pippi Langstrumpf durch die Gegend hüpfen. Auch auf Koreanisch kann ich die Freigabe erteilen – zumindest hat mich deswegen noch kein Koreaner verprügelt. Ich vermute, das ist nahe am Original. Chinesisch habe ich eben gelernt, aber das muss ich noch ablesen.

SZW: Wie würde die Freigabe auf Sauerländisch klingen?
Willmann: Die Bahn ist frei – woll.

SZW: Vielen Dank für das Gespräch und auf weitere gute Zusammenarbeit.

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