Löwen stibitzen Punkt aus Lemgo Löwen stibitzen Punkt aus Lemgo
Lemgo. (PM BHC) Lange lief es offensiv nicht rund für den Bergischen HC beim TBV Lemgo Lippe. 15:20 lagen die Löwen zehn Minuten vor... Löwen stibitzen Punkt aus Lemgo

Lemgo. (PM BHC) Lange lief es offensiv nicht rund für den Bergischen HC beim TBV Lemgo Lippe. 15:20 lagen die Löwen zehn Minuten vor Schluss zurück. Doch die Gäste kamen befeuert von 250 mitgereisten Fans und einem Bastian Rutschmann, der zu Hochform auflief, in der Schlussphase zurück und entführten beim 22:22 in der DKB Handball-Bundesliga einen zwischenzeitlich nicht mehr für möglich gehaltenen Zähler aus Lemgo.

In den letzten Minuten war die Phoenix-Contact-Arena fest in bergischer Hand. Nicht nur waren die Löwen in dieser Phase das spielbestimmende Team, sie hatten auch die heimischen Fans zum Verstummen gebracht. Plötzlich waren nur noch die mitgereisten BHC-Fans zu hören. Sie hatten das Kommando in der mit 4580 Zuschauern bestens gefüllten Halle übernommen. Immer wieder schwenkten auch die Sky-Kameras herüber, um die einzigartige Stimmung aufzufangen. Für die Krönung sorgten die Gäste freilich auf dem Feld. Fabian Gutbrod stieg Sekunden vor Schluss hoch und brachte den Ball zum 22:22-Endstand im Netz unter.

Da gab es kein Halten mehr. Ernüchterung auf der einen, frenetischer Jubel auf der anderen Seite. Arnor Gunnarsson sprintete in die Ecke der Arena, wo die BHC-Fans eigentlich sitzen sollten. Natürlich standen sie. Der Isländer reckte die Siegerfaust mit einem gewaltigen Sprung in den Himmel. Auch wenn es für die Löwen in Lemgo keinen Sieg zu feiern gab, das Unentschieden fühlte sich so an. Denn zehn Minuten vor Schluss lagen die Gäste noch mit 15:20 hinten. Den Hausherren fehlte nicht mehr viel, um die Partie zu entscheiden. Doch mehrere Faktoren sorgten für die nicht mehr für möglich gehaltene Wende. Der BHC agierte mit dem siebten Feldspieler, wodurch er oft zu guten Chancen kam. Kristian Nippes verkürzte auf 16:20. Dann begann die heiße Phase von Bastian Rutschmann. Der Torhüter, der zuletzt ein wenig im Schatten des in der ersten Halbzeit ebenfalls starken Christopher Rudeck stand, hielt drei Mal frei.

Auf der anderen Seite des Feldes fasste Fabian Gutbrod neues Selbstvertrauen. Nach einer Adduktorenverletzung zurückgekehrt, brachte er die ersten Abschlüsse nicht im Netz unter. Doch in der zweiten Halbzeit blühte der Rückraum-Linke mehr und mehr auf. Gutbrod versenkte in der wichtigsten Phase des Spiels zum 17:20, 19:20 und 21:21. Den sensationellen 5:0-Lauf komplettierte Arnor Gunnarsson per Tempo-Gegenstoß zum 20:20.

Der TBV Lemgo wirkte bedient, die Bergischen waren wieder am Drücker. Einen Ballverlust nutzte Fabian van Olphen zum 21:20 für den TBV mit einem Wurf ins leere Tor. Doch die Gäste ließen sich nicht beirren. Gutbrods Ausgleich folgte ein Lemgoer Siebenmeter, den Tim Hornke an den Pfosten setzte. Dann war sie da, die Riesenchance, in Führung zu gehen. Peter Johannesson aber hielt Jeffrey Boomhouwers Gegenstoß. Er lenkte die Kugel von seinen Fingern an die Latte. Mit einem Treffer von außen über Hornke schienen die Hausherren den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen, Gutbrod allerdings blieb völlig unbeeindruckt. Der 30-Jährige krönte mit seinem fünften Rückraum-Tor die Löwen-Aufholjagd.

Danach hatte es lange nicht ausgesehen. Zwar kamen die Bergischen in den ersten 50 Minuten zu einigen guten Gelegenheiten, ließen aber auch viel liegen. Es war eine Partie zweier guter Abwehrreihen, in der Lemgo im Angriff über weite Strecken effektiver agierte. Hatten sich die Löwen in der ersten Halbzeit (9:10-Rückstand) noch nicht abhängen lassen, zog der TBV nach Wiederanpfiff zwei Mal davon. Die 16:12- und 20:15-Führungen genügten aber nicht. Die Moral der Löwen war einen Tag vor Weihnachten zu groß. Das 22:22 ist im Übrigen das erste Remis des Bergischen HC seit dem 18:18 gegen die HSG Wetzlar am 20. Mai 2017. Grund genug, noch lange nach Spielende zu feiern. Die BHC-Fans hatten gar keine Lust, nach Hause zu gehen. Sie blieben, stimmten einen Gesang nach dem nächsten an. Die Mannschaft kam natürlich noch mal aus der Kabine.

Löwengebrüll – die Stimmen zum Spiel
Sebastian Hinze:
“In der ersten Halbzeit haben sich beide Mannschaften neutralisiert und kaum technische Fehler gemacht. Wir haben wenig Effektivität aus dem Rückraum, kommen aber in gute Schuss-Situationen. Die zweite Hälfte starten wir gut, haben aber auch etwas Pech – mal mit einem Abpraller, mal mit einem freien Ball. Den siebten Feldspieler nutzen wir gut aus, aber das Entscheidende ist, dass Bastian Rutschmann dann drei Mal frei hält. Ich kann mit dem Punkt sehr gut leben. Die Stimmung in der Halle war überragend.”

Florian Kehrmann: “Das greife ich gleich auf. Es war eine sensationelle Stimmung, und ein bisschen der Lohn für unsere letzten Auftritte. Es hat mich sehr gefreut, dass die Halle da war und gebrannt hat. Der BHC hat wirklich ein gefestigtes Konstrukt. Bis zum 20:25 hatten wir sie da, wo wir sie haben wollten. Wir haben eine sehr gute Abwehr gespielt, lassen dann aber drei freie Chancen liegen und sogar einen Siebenmeter. Ich glaube, wir haben ein, zwei Mal nicht konsequent genug gedeckt, und Gutbrod hatte ein, zwei Mal auch etwas Glück mit seinen Würfen. Gefühlt ist es eher ein verlorener Punkt für uns.”

Jörg Föste: “Es war ein leistungsgerechtes Unentschieden in stimmungsvoller Atmosphäre. Wenn man nach 50 Minuten mit fünf zurückliegt, um dann am Ende noch ein Tor zum Remis zu erzielen, muss man mit dem Punkt zufrieden sein.“

TBV Lemgo Lippe – Bergischer HC 22:22 (10:9) TBV Lemgo Lippe: Wyszomirski, Johannesson – Kogut (3), Ebner, van Olphen (1), Theuerkauf (1), Hornke (10/4), Hübscher, Carlsbogard, Suton (4), Bartok (2), Schalles, Engelhardt, Klimek, Zieker (1), Baijens. Trainer: Florian Kehrmann. Bergischer HC: Rudeck, Rutschmann – Boomhouwer (3/1), Kotrc, Gutbrod (5), Bettin, Weck, Arnesson (3), Babak (1), Darj (2), Baena (2), Petrovsky (1), Nippes (1), Criciotoiu (1), Gunnarsson (3/1), Fraatz. Trainer: Sebastian Hinze Schiedsrichter: Thomas Kern und Thorsten Kuschel Siebenmeter: 4/5 – 2/3 Zeitstrafen: 2 – 3 (Klimek (2) – Petrovsky, Babak, Gunnarsson) Spielverlauf: 1:2 (5.), 3:2 (10.), 4:5 (15.), 7:5 (20.), 10:7 (25.), 10:9 (30.), 11:11 (35.), 15:12 (40.), 17:15 (45.), 20:15 (50.), 20:20 (55.), 22:22 (60.)

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