Neuwied. (PM) Nachdem der Eishockey-Oberligist EHC Neuwied in den vergangenen Wochen vornehmlich mit Personalentscheidungen den Wissensdurst von Fans und Medien gestillt hat, steht in den...

Neuwied. (PM) Nachdem der Eishockey-Oberligist EHC Neuwied in den vergangenen Wochen vornehmlich mit Personalentscheidungen den Wissensdurst von Fans und Medien gestillt hat, steht in den kommenden Wochen die neue Serie „Sommerinterviews der Bären“ im Fokus der Öffentlichkeitsarbeit. Im Gespräch mit dem EHC geben aktuelle Trainer, Vorstandsmitglieder und Spieler, aber auch Fans und ehemalige Neuwieder Akteure Ihren ganz persönlichen Blick auf die Bären preis. Den Anfang macht Trainer Bernd Arnold, der auch zu den bisherigen Personalentscheidungen Stellung bezieht.

 

Wie fühlt sich der Sommer ohne die Arbeit auf dem Eis an?

Ganz grauenhaft. Die ersten zwei Wochen ist es noch schön, nicht im Auto sitzen zu müssen. Danach aber juckt es mich schon wieder. Und wenn es dann in die Detailplanung für die neue Saison geht, würde ich am liebsten sofort wieder auf das Eis gehen.

 

Der Kader steht zu großen Teilen. Wie zufrieden bist du mit den bisherigen Verpflichtungen?

Neuwieds Trainer Bernd Arnold – © by Reimund Schuster

Wir haben alle Hand in Hand gearbeitet, es war eine wunderbare Teamarbeit zwischen dem Vorstand, dem neuen Trainerkollegen Arno Lörsch und mir. Und natürlich bin ich auch zufrieden. Wir haben mit den Möglichkeiten, die uns als Aufsteiger zur Verfügung stehen, wirklich viel versprechende Spieler an Land gezogen. Im September dann beginnt die Arbeit auf dem Eis und dann werden wir sehen, wie zufrieden man tatsächlich sein kann, oder ob man noch nachbessern muss.

 

Wie viele Stellen sollen im Kader noch vergeben werden?

Nach jetzigem Stand brauchen wir noch eine Verstärkung in der Verteidigung. Aber wir werden uns dafür jetzt auch nicht überschlagen müssen. Dazu brauchen wir noch einen dritten Torhüter. Zwei junge Keeper, die wir interessant finden, haben wir für Anfang September in das Trainingscamp eingeladen. Die beiden Jungs werden wir uns dann mal in aller Ruhe anschauen. Ansonsten werden wir, wenn alle gesund bleiben, gut aufgestellt in die Vorbereitung starten und schauen, was sich herauskristallisiert.

 

Natürlich gab es auch Abgänge im Kader, was waren hier die Gründe?

Eines vorweg: Ich habe von Anfang an gesagt, dass jeder Spieler, der die Bären in die Oberliga gehievt hat, jetzt auch Oberliga spielen kann. Das haben wir allen angeboten, mit einer Ausnahme: Bei Slawomir Kiedewicz haben wir uns dafür entschieden, einen jüngeren Ausländer zu verpflichten, der vorne die Dinger reinmacht. Aber Slawo hatte schon von sich aus gesagt, dass ihm der Aufwand zu hoch ist. Alle Spieler sollten und konnten bleiben. Ich habe alle Spieler, die dieses Angebot nicht angenommen haben, noch einmal persönlich kontaktiert und mich über die jeweiligen Gründe informiert. Fakt ist: Alle Spieler sind bei uns willkommen. Wir haben aber natürlich auch akzeptiert, wenn Spieler sagen, dass ihnen der Aufwand mit Studium oder Beruf zu groß ist und diese Dinge eher im Vordergrund stehen. Wir haben keinen einzigen Spieler vom Hof gejagt.

 

Es gab bereits ein erstes Treffen abseits der Eisfläche. Wie war dein Eindruck vom neuen Team?

Wir haben gemütlich zusammen gesessen, über alte und neue Zeiten geredet. Ich habe der Mannschaft gesagt, was ich von ihr erwarte und wie es in den kommenden Wochen weitergeht. Wir haben unsere Erwartungen im athletischen Bereich klar formuliert und Trainingshinweise und -pläne ausgeteilt. Die Spieler werden sich dies zu Herzen nehmen, damit sie zu Beginn des Mannschaftstrainings in einem körperlich zufriedenstellenden Zustand auftauchen.

 

Bei den Bärenfans muss ein Umdenken stattfinden – nach einer Saison mit vielen Siegen sind wir nun der Außenseiter. Was wäre ein guter Slogan für die kommende Saison? Vielleicht: „Underdog on Tour“?

Wenn wir uns zurückerinnern, dann habe ich vor der vergangenen Saison gesagt: Schenkt uns einen Vertrauensvorschuss und wir, die neue Mannschaft und der neue Trainer, werden versuchen, diesen zu rechtfertigen. Jetzt sage ich: Gebt uns mal das Vertrauen, dass wir uns in der Oberliga vernünftig verkaufen werden. Für mich ist diese Oberliga West dreigeteilt. Es gibt Teams, die ohne Probleme in der zweiten Bundesliga spielen könnten. Dann gibt es ein Mittelfeld mit gesunden Oberligateams und es gibt Mannschaften, die im unteren Bereich die Zähne wetzen müssen, um in der Oberliga bestehen zu können. Wir gehören zu diesem unteren Bereich. Der Aufstieg allerdings kommt nicht zu früh, denn er kommt nie zu früh. Wenn wir noch eine Saison gegen schwächere Teams gespielt und hoch gewonnen hätten, dann hätte keiner etwas davon gehabt. Ganz zu schweigen davon, dass du immer mal eine Verletztenserie haben kannst und dann vielleicht den Aufstieg verpasst. Außerdem hätte ich sofort aufgehört, wenn wir einen Aufstieg geschafft, diesen aber nicht wahrgenommen hätten. Jetzt sind wir in der Oberliga und versuchen mit einem winzigen Etat das Beste daraus zu machen. Vornehmliches Ziel wird sein, auch im nächsten Jahr wieder Oberliga zu spielen, damit sich die Bären auf Dauer in der Oberliga platzieren. Allerdings schielen wir von Beginn an auch auf den achten Tabellenplatz, der es ermöglichen würde, die Qualifikationsrunde zur Oberliga zu umgehen. Wenn wir nicht so denken würden, dann könnten wir ja bis Weihnachten mit einer Hobbytruppe spielen und im Januar zehn gute Leute holen, um danach in der Qualifikation zu bestehen. Aber das ist gerade nicht unser Ziel. Wenn wir den achten Platz schaffen würden, dann wäre das nahezu perfekt und weit über den eigentlichen Erwartungen. Wenn nicht, dann gilt es ab Januar alles dafür zu geben, weiterhin in der Oberliga zu bleiben. Wir werden versuchen, den Teams aus der Mittelklasse den einen oder anderen Punkt zu klauen. Und wir werden versuchen, den Teams da oben so viel Widerstand zu leisten, wie es uns möglich ist. Und bei der tollen Unterstützung unserer Fans sollte kein Favorit meinen, die Punkte ohne Gegenwehr entführen zu können. Lasst uns doch einfach mal im ersten Saisonspiel in Frankfurt vor vielleicht 7000 Fans die Bärenkrallen ausfahren und die Topstars ein wenig ärgern.

 

Noch einmal weg vom Sportlichen – welche Musik hört der Trainer auf dem Weg zu den Heimspielen?

Ich höre immer Musik, bei der ich schön chillen kann – wie am Strand von Ibiza. In der Kabine darf es dann ruhig was fetzigeres sein von AC/DC oder Rammstein. Auch, damit die Jungs sich perfekt einstimmen können auf das Spiel. Da ist mein Geschmack dann eigentlich auch nicht mehr wichtig, schließlich muss ich nur an der Bande stehen, mich an den Pfeiler oder die Bande lehnen und hoffen, dass ich nicht umfalle.

sportstimme

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